Ruhrgebiet soll Selbstständig werden

Mehr als ein Viertel der Menschen in Nordrhein-Westfalen kann sich vorstellen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen. Das ist das Ergebnis einer  repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums bei mehr als 1.000 Befragten in NRW durchgeführt hat.

Mit einem ganzen Reigen von Veranstaltungen sollte die Neugründung angestoßen werden. Die Wirtschaftskonzerne des Initiativkreis Ruhr (IR) hatten Mitte November zu einem Gründerforum in die Bochumer Ruhruniversität eingeladen. Unter den 150 eingeladenen Gästen waren zwar auch Gründer aus der High-Tech Branche. Doch die saßen in den Reihen und durften dem festgelegten Rednerbeiträgen vom Podium nur brav folgen. In den ersten Reihe hatten dagegen vor allem die VIPs der Ruhrbarone sich ihren Platz genommen – die Unternehmensführer der Großkonzerne im Ruhrgebiet.

Duin: Keine Kultur der Selbstständigkeit

Dabei hatte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin doch in seiner Eröffnungsrede gemahnt, das Ruhrgebiet habe die Tradition in der Beschäftigungspolitik, die stark von Großkonzernen geprägt sei. Die Kultur der Selbstständigkeit sei zu wenig ausgebildet. Duin kündigte an, dies mit finanzieller Unterstützung von kreativen Neugründungen zu ändern. Der Minister sieht die gesamte Wirtschaftsentwicklung des Landes davon abhängig, dass auch durch Neugründungen neue Jobs geschaffen werden und zusätzliches Einkommen entsteht.

wenig Neigung im Ruhrgebiet

Auch der IR legt Zahlen aus der Forsa Studie für das Ruhrgebiet vor. Demnach ist die Neigung zum Gründen unter jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren im Ruhrgebiet noch deutlich schlechter als im Land. Während in ganz NRW 40 % der Jüngeren die Arbeit als Selbstständiger bevorzugen würde, sind es im Ruhrgebiet nur 29 %. Guckt man allein auf die Schüler und Studenten liegt die Quote mit nur 21 % noch deutlich niedriger. Wenn man nach Gründen sucht, wird man bei der vermuteten Arbeitsbelastung fündig. So denken 83 % der Befragten im Ruhrgebiet mit Abitur, dass Selbstständige mehr arbeiten als Mitarbeiter eines Unternehmens. Befragte mit Hauptschulabschluss beurteilten dies mit 71 % weniger pessimistisch.

Gründungen länger unterstützen

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin kündigte daher an, man wolle neue Unternehmen künftig auch länger begleiten und unterstützen. Gerade in der zweiten Phase nach dem Start brauchten sie weitere Hilfen. Und der Initiativkreis Ruhr kündigte eine Investitionsinitiative für kleine Unternehmen an. Die 70 Unternehmen des IR in der Region wollen eine Kontaktbörse schaffen, sowie Investitionen und Beratung anbieten. Beispielsweise hat das Chemie-Unternehmen Evonik einen 100-Millionen-Euro-Topf für Beteiligungen an spannenden Start-Ups bereitgestellt.

Gründerpreis NRW 2014

Gewinner des Gründerpreises

Die Firma betriko GmbH und ihr Inhaber: Torben Calenberg aus Kalletal im Kreis Lippe ist der Gewinner. Sie stellt Software für Betriebe der Landwirtschaft her. Das junge Unternehmen wurde 2011 gegründet und hat 6 Mitarbeiter.

Torben Callenbergs Idee war, in der Agrarwirtschaft modernste Daten-Technik zur Erfassung der gesamten Betriebsabläufe einzusetzen. Seine Softwarelösung Agrarmonitor hilft den Betrieben dabei, den Überblick über Aussaat, Materialeinsatz, Ertrag der Ernten und Maschineneinsatz zu behalten. Das System erfasst Daten dort, wo sie anfallen – auf dem Trecker, im Stall oder in der Werkstatt. Alles wird mit der App auf modernen Tablets verarbeitet und per Mobilfunk versendet. Torben Calenbergs Tipp für jeden, der sich selbstständig machen will? Etwas zu tun, das anderen Menschen hilft!

Das Schürener Backparadies in Dortmund und Inhaber Tim Kortüm haben den 2. Platz beim Gründerpreis NRW gewonnen. Die Jury lobte die Kreativität, die der Jungbäcker bei der Übernahme der Bäckerei von seinen Eltern entwickelt habe.

Selbstständige sind zufrieden – und glücklich

Zum Glück – einen Lichtblick bietet die Umfrage von Forsa: Mehr als ein Drittel aller Befragten glaubt, dass Selbstständige
zufriedener sind als Angestellte. Und was noch mehr zählt: dies wird insbesondere von den befragten Selbstständigen bestätigt: Dort denken 57 %, dass sie zufriedener sind als diejenigen, die sich im Angestelltenverhältnis befinden.
Ganz klar, sagt der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen, der auch zum Gründergipfel nach Bochum kommt: „Vermögen bedeutet nicht Geld, sondern: ich vermag etwas zu bewegen, zu verändern. Erfolg macht nicht glücklich – Glückliche haben Erfolg, wenn sie ihre Stärken kennen und gezielt einsetzen“

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