Fahrräder sind nur etwas für die Freizeit? Quatsch!
Seitdem Elektromotoren das Fahrrad als Pedelec auch den letzten Berg hochtreiben, ist das Rad ein ernst zu nehmendes Transportmittel in der Stadt. In Herne soll nun ausprobiert werden, welche Rolle Lastenräder auch bei Warentransporten im Ruhrgebiet künftig übernehmen können.
Bisher werden Lieferungen in den Innenstädten zumeist mit dem LKW mit Dieselantrieb erledigt. Doch zumindest auf der „letzten Meile“ wird nun in einem wissenschaftlichen Pilotprojekt der Lieferverkehr neu gedacht. In den nächsten zwei Jahren soll der Einsatz von Elektro- und Lastenfahrrädern im Wirtschaftsverkehr getestet und dabei wissenschaftlich untersucht werden.
Projekt „Energiewende Ruhr“
Im Rahmen des Projektes „Energiewende Ruhr“ hatten die Stiftung Mercator, das Wuppertal Institut und das Kulturwissenschaftliche Institut (KWI) der Ruhrgebietsuniversitäten gemeinsam aufgerufen, innovative Projektideen zur Energiewende im Ruhrgebiet einzureichen. Die Projektidee der Zeppelin Universität zum „Klimafreundlichen Wirtschaftsverkehr in Kommunen als Beitrag zur Energiewende“ mit der Stadt Herne als Praxiskommune wurde als eines von vier Projekten für die Umsetzung ausgewählt.
Dort sollen nun Partner vor allem aus dem Handel gesucht und gemeinsam Geschäftsmodelle entwickelt werden, wo Fahrräder die lauten und stinkenden LKW ersetzen können. Zudem können die Unternehmen dabei Zeit und Geld sparen. Denn die Lastenräder können einfacher geparkt und durch Fußgängerzonen bewegt werden und die Wartung kostet nur einen Bruchteil gegenüber einem LKW. Viel umweltfreundlicher ist der Fahrradtransport ohnehin.
Kundeninteresse für Lastenräder
Viele von unseren Kunden und Interessenten fragen nach, ob man nicht ein Lastenrad oder Fahrrad für den Transport einsetzen kann. Wir haben einen Kunden, der setzt ein solches Lastenrad ein um damit Pakete auszuliefern.
Sagt der Bochumer Spezialist für Lasten- und Elektroräder Michael Teupen von der Firma Jewo. Er spürt in den letzten Monaten ein immer größer werdendes Interesse. Um zu zeigen was man mit Lastenrädern alles anstellen kann, hat er einen echten Mega-Liner aus einem Lastenrad mit Aufbau und einem Anhänger zusammen gestellt. Der kann es glatt mit einem Sprinter-LKW in der Transportkapazität aufnehmen.
Bei dem Projekt „Klimafreundlicher Wirtschaftsverkehr in Kommunen als Beitrag zur Energiewende“ mit der Stadt Herne als Praxiskommune soll nun eigentlich der Handel mit ins Boot geholt werden. Hat man sich vielleicht die falsche Kommune ausgesucht? Denn ausgerechnet IHK-Geschäftsführer Helmut Diegel sieht die Förderung des Radverkehrs durch sichere Fahrradwege als schädlich für den Handel an. Noch zu Ostern schrieb er seine Ablehnung ins Vorwort der IHK-Mitgliederzeitung und legte Ende April mit einer Pressemitteilung mit folgenden Worten nach:
Wolfgang Schulz , Mobilitätforscher der Zeppelin Universität, gibt sich aber selbstbewußt. Er habe Herne ja deshalb ausgewählt, weil hier Fahrradtransporte ungewöhnlich sind.
Wir wollen nicht in ein Schönwettergebiet, sondern wir wollen das Konzept ausprobieren. Gerade auch dort, wo eine Skepsis besteht, da wollen wir unser Konzept testen.
Im Herner Lastenradprojekt werden 5 bis 10 Unternehmer gesucht, die ihren Liefer-verkehr vom LKW auf ein Lastenfahrrad umstellen wollen. Das können Apotheken sein, die Kranken die Medikamente nach Hause liefern, Bäcker, die ihre Brötchen bis zur Haustür bringen oder der Blumenhändler, der einen Geburtstagsstrauß bringt. In der Phase eines Feldversuchs erhalten sie ab Beginn des kommenden Jahres dafür ein Lastenrad kostenlos gestellt. Diese sollen zudem als Prototypen nach den Bedürfnisse der Teilnehmer umgebaut werden.
Kontakt:
Zeppelin Universität
Amadeus Center for Mobility Studies I CfM
Am Seemooser Horn 20
88045 Friedrichshafen | Bodensee
Mail: lea.heinrich@zu.de