Wie kann man einen Gesprächspartner ins Studio holen, wenn der nicht extra dafür zur Aufnahme anreisen kann? Ich stelle für journalistische Interviews und Aufnahmen von Gästen im Podcast verschiedene Tools und Audio-Dienste kurz vor und sammele dazu einige Nutzermeinungen. Sehr gerne kannst Du mitmachen: nutze die Kommentare.
Übersicht über die Audio-Aufnahme-Dienste:
Diese Seite soll in den nächsten Wochen noch wachsen und auskommentiert werden. Die Kosten wurden zuletzt Ende 2022 erhoben und bieten nur einen Ausschnitt aus den jeweiligen Angeboten.
Übrigens: es gibt auch zahlreiche kostenlose Lösungen. Zum Beispiel kann auch YouTube Live dafür eingesetzt werden. Neben den Bezahldiensten sind unten auch andere auf Ruhrnalist.de bereits vorgestellte Aufnahmelösungen aufgelistet.
TalkSync-App: Funktioniert mit Smartphone-App. Webseite in Englisch und Standort Amerika. 4 Aufnahmen pro Monat sind kostenlos in einfacher Qualität. Höhere Qualität 256 kpbs AAC oder WAV (nur iPhone) mit Bezahlaccount. Kosten: $ 10 Monat.
Erfahrungen: App zwingt die Interviewpartner dazu, das Handy komplett offline zu schalten, nimmt dann lokal auf und lädt die Aufnahme automatisch hoch, wenn das Handy nach dem Interview wieder online ist.
https://talksyncapp.com/
Sessionlink Pro: deutscher Anbieter (Tim Proegler aus Düsseldorf). Nutzt webRTC-Technologie mit hochwertigem OPUS-Codec oder unkomprimiertes WAV für niedrige Latenz und volle Audio-Bandbreite.
Kosten: Monat/Jahr 26,18 €/261 €
Erfahrungen: Liegen mir noch keine vor. Füge gerne selbst Deine Erfahrungen in den Kommentaren hinzu.
https://de.sessionlinkpro.com/
Riverside.fm: mit Smartphone-App mit Video: Testversion: 44,1 kHz WAV, mit Bezahlaccount 4K Video und 48 kHz WAV Audio. Separate Spuren pro Gast. Englische Webseite, Amerika.
Kosten: $ 15/$ 180 Monat/Jahr
Erfahrungen: Es wird lokal aufgenommen und gleichzeitig kontinuierlich in eine Cloud upgeloadet. Google Chrome als Browser obligatorisch.
https://riverside.fm/
Zencastr: mit Smartphone-App, mit Video. 11 separate Spuren in kostenloser Basic-Version. Audio in kostenloser Version: MP3 in 128 kbps, WAV 48 kHz in Pro-Versionen. Englische Webseite, Amerika.
Kosten: $ 18/$ 216
Erfahrungen: Nutzer schildert Anfang 2023 Problem, dass Gäste nicht mehr zu hören sind und dann den Browser neu laden müssen (siehe Kommentare).
https://zencastr.com/
Luci Rooms: Niederländischer Anbieter. Eher für größere und häufigere Produktionen geeignet, da etwas aufwändiger. Gäste müssen eine App laden. Dafür gut konfigurierbar. 5 Teilnehmer, gleichzeitige Nutzung von mobile Data und Wi-Fi möglich, damit stabiler.
Kosten: 3 € pro Tag oder 49 € pro Monat.
Erfahrungen: läuft als ähnliche Version seit Jahren zuverlässig in vielen Radio-Sendern (z.B. MuPro in ARD)
https://lucirooms.com/
Studio-Link: Deutscher Anbieter (Sebastian Reimers, Rahden) aus der Podcast-Community. Smartphone-App verfügbar, kann aber auch in Reaper-DAW eingebunden werden. Nutzt Opus-Codec (konfigurierbar).
Erfahrungen: Vielfältig, z.B. Möglichkeit einen Audio-Livestream zu senden. QuickWeb um Gast per Einladungslink ins Studio zu holen. Besonderheiten: Standalone-App, Hardware Anschluss-Box oder Plug-in für DAWs, aktive dt-sprachige Community.
Kosten 1-10 €/Monat. Open Source als Fremium.
Studio Link – Audio-Over-IP Verbindungen
Cleanfeed ist ein bißchen ein kleiner Geheimtipp, wenn es um Qualität geht. Dort wird mit der Profiqualität von 48 kHz gearbeitet. Das schönste daran: es gibt keine Wahl: es wird immer in Profiqualtität aufgenommen. Ein Nachteil: Nur Googles Chrome-Browser bietet die volle Funktionalität. Gäste können sich aber auch mit anderen Browsern einloggen (über einen Link vom Gastgeber).
Es gibt eine kostenlose (Free) Version, bei der die einzelnen Teilnehmer zu einer Spur gemischt werden. In der Pro-Version für 17€/Monat gibt es getrennte Multitrack-Aufnahme, Audiotools wie Echo-Unterdrückung und höhere Bitraten bis 320 kbps (stereo).
Speakpipe: Das Webseiten-Plug-In Speakpipe ist zwar keine Live-Verbindung, aber wer nur O-Töne oder Statements aufzeichnen will, kann das Tool wunderbar nutzen. Bis zu 90 Sekunden aufnehmen ist kostenlos. Nach der Aufnahme bekommt man eine Mail mit Downloadmöglichkeit.
Es gibt auch das Feature: Antworten. Dann kann man zeitverzögert eine Konversation führen, ähnlich wie in Messengern, nur dass man sich nicht vorher auf den gleichen Messenger einigen muss. Wie das aussieht, könnt ihr hier auf meinem Blog sehen:
Alternative Audio-Aufnahme:
Aufnahme mit Smartphone und Versand durch Interviewpartner (2. Gerät wie Festnetz oder Videokonferenz für die Kommunikation notwendig). Diese Methode verwende ich regelmäßig für Interviews, wo es nur auf den Ton des Interviewpartners ankommt.
Erfahrungen: Ist mit Hilfe der folgenden Anleitung für den Partner sehr einfach und führt meist zu sehr guter Qualität. Ich hatte Probleme in der Qualität mit Geräten von Huawei (teils) und FairPhone.
Aufnahme mit Zoom: Zusätzlich lokale Aufnahme z. B. mit Audacity
Riverside und Zencastr sind nicht primär smartphone-basiert. Zencastr ist es sogar gar nicht. Riverside hat eine App, aber funktioniert auch sehr hervorragend über den Browser. Neben Chrome geht auch Edge sowie Brave.
Vielen Dank. Da werde ich noch mal drüber arbeiten…
Langjähriger Zencastr-Nutzer. Und wirklich ein Fan! Als die Corona-Zeit anfing, gab es kleine Bugs, was daran lag, dass alle Welt Zencastr entdeckte. Das hatten sie schnell im Griff, auch Dank neuer Investoren.
Jetzt wirken sich die Gelder der Investoren allerdings erneut aus. Seit diesem Jahr gibt es einige neue Produkte und Features auf Zencastr, und damit auch neue Bugs. Zum Beispiel habe ich immer wieder das Problem, dass Gäste nicht mehr zu hören sind und dann den Browser neu laden müssen. Das hat mich auch schon eine Aufnahme gekostet. Ich habe dazu noch das Problem, dass Z das eingestellte Audio Out ignoriert und ich das komplette Audio auf meinen gewünschten Output umstellen muss.
Ich beäuge das mit Argusaugen. Der Support tut so als wäre nichts, was ich echt scheisse finde. Wenn sich das mittelfristig nicht ändert, bin ich bereit für Riverside zu bezahlen, da ich mittlerweile eine Menge Produktionen darüber mache.
Nichts ärgerlicher, als wenn man einen Studiogast auf eine Plattform lockt und dort klappt es nicht. Dann muss man aus der Ferne raten, was schief läuft. Daher sind zuverlässige Dienste besonders wichtig. Wenn dann die Hotline nichts von Problemen wissen will, sollte man sich lieber nach einer anderen Lösung umschauen.
Wir verwenden seit einem Jahr regelmäßig Studiolink für den AstroGeo Podcast. Die Einbindung in die Aufnahmesoftware Reaper/Ultraschall (ultraschall.fm) klappt wunderbar, selbst mit mehreren Remote-Spuren.
Es gab bei uns immer wieder Probleme, die aber vermutlich nicht an Studiolink, sondern unserer Hardware lagen. Ein paar grundlegende Dinge sollte man beachten, vermutlich für die meisten der genannten Systeme:
– wenn möglich Netzwerkkabel statt WLAN
– Systemlast reduzieren
– wenn immer möglich eine lokale Backupaufnahme machen (ist im Webclient von Studiolink möglich)
– versteht sich von selbst: geschlossene Kopfhörer tragen (Studiolink macht keine Echounterdrückung)
Und noch eine Ergänzung: Kosten bei Studiolink liegen bei 0-10 €/Monat. Es geht auch ganz kostenfrei, über den Browser.
Wer sich regelmäßig mit den gleichen Gesprächspartnern zusammen schaltet, für den ist Studiolink vermutlich die beste Lösung.
Danke für die Schilderung deines Anwendungsfalls und die Tipps.