Hallo Herr Rüsberg,
mit großem Interesse habe ich Ihre Ausführungen zu den Schadstoffen von Zweitaktmotoren gehört (WDR; Leonardo; Sendung vom 14.05.2014; Mopeds verpesten die Luft).
Da ich sehr häufig Motorgebläse, Motorsäge etc. nutze, habe ich mich gefragt, wie man praktisch jetzt mit diesem Wissen um die Gesundheitsgefahr umgeht. Ich bin als Laie leider zu keinem praktikablen Ergebnis gekommen. Haben Sie eine Anregung, einen Tipp, eine Idee?
“Motorräder und andere Zweitakt-Fahrzeuge leisten in vielen Städten der Welt den größten Beitrag zur gesundheitsgefährdenden Luftverschmutzung”, das war die Kernaussage des Beitrags bzw. der Forschungen (s.u.). Hier meine Antworten auf die Frage:
Haushalt:
Bei Gartengeräten mit Zweitaktmotoren wie Kettensägen oder Rasenmäher würde ich auf einen möglichst großen Abstand zum Auspuff der Geräte achten oder sie – noch besser – vorläufig nicht benutzen, den Hersteller kontaktieren und zur Bescheinigung der Unschädlichkeit der Abgase auffordern. Je nach dessen Reaktion würde ich die Geräte ggfs. ausmustern und ersetzen. Auf Motorgebläse würde ich ganz verzichten und auf einen umweltfreundlichen Rechen ausweichen.
Wer diese Geräte beruflich nutzen muß, sollte seinen Arbeitgeber und ggfs. die Berufsgenossenschaften kontaktieren.
Straßenverkehr:
Die Forscher fanden in 1 Kubikmeter Zweitaktabgas von Mopeds bis zu 300 000 Mikrogramm giftiges Benzol. In der EU beträgt der Grenzwert (für gesundheitsgefährdende Stoffe) gerade einmal 5 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahr.
Mopeds sollte man, zumindest in der Variante Mofa (Fahrrad mit Hilfsmotor), nicht mehr neu anschaffen. Echte Mofas mit Pedalen werden ohnehin nicht mehr hergestellt. Zumeist werden Mopeds gedrosselt. Darauf kann man besser ganz verzichten und sie durch Fahrräder mit Hilfsmotor (elektrische Pedelec = Elektrofahrräder) ersetzen. Sie sind nicht nur bedeutend umweltfreundlicher, sondern auch noch billiger und einfacher einzusetzen und zu parken und verursachen deutlich weniger Betriebskosten. Zudem sind sie schneller, durch Bewegung gesünder für den Fahrer und je nach persönl. Vorliebe auch nicht weniger komfortabel (man kann dem Motor fast die komplette Arbeit überlassen).
Bei Mopeds sind oft die übrigen Verkehrsteilnehmer stärker von den Abgasen beeinträchtigt als der Fahrer. Als Radfahrer würde ich künftig einen großen Abstand von den Mopeds halten. Kommunen sollten die Studie prüfen und sich dringend Gegenmaßnahmen überlegen. *
Zitat der Forscher:
…warten hinter einem Roller, der im Leerlauf ist, könnte deshalb sehr schädlich für die Gesundheit sein…
Bootsmotoren sind zumeist 2-Takt-Motoren und blasen ihre Schadstoffe und Ölreste direkt in das Wasser. Wenn möglich sollte man auf Elektromotoren umrüsten, die auch das Gehör schonen.
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Hinweis: Es handelt sich zunächst um nur eine Studie einer internationalen Forschergruppe um André Prévôt vom Paul Scherrer Institut in Villigen in der Schweiz, die noch bestätigt werden muß.
Luftverschmutzung durch Zweitakt-Motoren – Mopeds verpesten Luft in Megacities: Mein Kollegengespräch im WDR5 Leonardo vom 14.05.2014 im WDR Audioplayer.
Ergänzungen:
Das UBA – Umweltbundesamt veröffentlicht in größeren Abständen das Handbuch für Emissionsfaktoren “HBEFA”. Diese Datenbank zu den Emissionen von Luftschadstoffen des Straßenverkehrs stellt die wichtigsten Luftschadstoffe und den Kraftstoffverbrauch zusammen. Leider ist die letzte Version von 2010. Die Daten sind nach technischen und verkehrlichen Parametern wie Fahrzeugart (Pkw, Lkw, Bus etc.), Abgasreinigung (geregelter, ungeregelter Katalysator etc.), Antriebsart (Otto, Diesel) sowie Verkehrssituationen (Stadtverkehr, Landstraße, Autobahn etc.) gegliedert.
www.hbefa.net/d
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*= Seit November 2011 dürfen Euro-0 und Euro-1-Fahrzeuge und Zweitaktmotorräder/-mopeds/-roller Montags bis Freitags von 7 bis 10 Uhr und von 16 bis 19 Uhr fast im ganzen Bozener und Brixener Gemeindegebiet (Italien) nicht mehr fahren, Ausnahme: Feiertage.
Disclaimer: Der im Live-Beitrag gemachte Vergleich zwischen ermittelten Benzolwerten und Grenzwerten war unsystematisch zu hoch angesetzt, weil dort Meßwerte mit zulässigen Jahreswerten für die Gefahrstoffexposition ins Verhältnis gesetzt wurden.